An den schönsten Orten dieser Erde einschlafen
Sobald man unabhängig von Campingplätzen sein möchte, begibt man sich in vielen Ländern auf unsicheres Gelände. Denn das «Wildcampen» oder «Freistehen» ist nicht überall erlaubt – aber auch nicht überall direkt verboten. Schlussendlich ist es eine Frage der Auslegungssache.
Der Teufel liegt im Detail
Was ist denn nun «Wildcampen» und was wird als «Freistehen» bezeichnet? Das ist leider nicht eindeutig definiert. Grundsätzlich kann man allerdings sagen, dass das Freistehen eher einer Übernachtung gleicht, bei der man sich grösstenteils im Büssli aufhält und keine erkenntlichen Camping-Utensilien vor dem Van stehen hat. Beim Wildcampen hingegen begibt man sich schon eher in eine Grauzone, da man hier abseits gekennzeichneter Plätze wirklich am Campieren ist – Markise ist ausgefahren, der Tisch und die Stühle sind parat und der Grill geht seiner gewohnten Arbeit nach. Allerdings ist das reine Ansichtssache. Es gibt keine festgelegte Definition der Begriffe und daher auch keine definitive Aussage, was nun noch “erlaubt” und was “verboten” ist.
In der Schweiz hat man Recht
Die Grundlage zum Wildcampen in der Schweiz bildet das sogenannte «Jedermannsrecht» bzw. das «Jedermannszutrittsrecht». Dies erlaubt es grundsätzlich, für ein bis zwei Nächte irgendwo zu übernachten. Schilder weisen auf etwaige Ausnahmen hin. Das Freistehen mit einem Wohnmobil oder Campervan ist gesetzlich also nicht direkt verboten. Trotz der allgemeinen Erlaubnis gibt es Ausnahmen. So ist Wildcampen in den folgenden Gebieten generell verboten: Schweizerische Nationalparks, Eidgenössische Jagdbanngebiete (Wildschutzgebiete), diverse Naturschutzgebiete und in Wildruhezonen (während der Schutzzeit). Oberhalb der Waldgrenze, auf alpinen Weiden und in felsigem Gelände darf man ohne Probleme sein Lager aufschlagen.
Aber bitte immer mit Rücksicht
Trotz der allgemeinen Erlaubnis zum Wildcampen bzw. Freistehen wird natürlich immer zur Rücksicht gegenüber Mensch und Umwelt gebeten. So sollte man in unmittelbarer Nähe von Berghütten, Klettergebieten oder grundsätzlich in Wäldern, Auen und Feuchtgebieten auf das Campieren verzichten. Zudem gilt bei jeder Art von Camping – egal ob wild oder auf Campingplätzen: den Platz immer mindestens genauso sauber verlassen, wie man ihn vorgefunden hat. So macht man nicht nur der Umwelt einen Gefallen, sondern sorgt auch dafür, dass andere Camper denselben Ort ebenfalls weiterhin geniessen dürfen.
Wildcampen in Europa
In der EU sieht das schon wieder ganz anders aus. In vielen Ländern ist das Campen ausserhalb von Campingplätzen streng verboten und kann mit hohen Bussen geahndet werden. Doch auch hier gibt es Ausnahmen. Ein Beispiel: in Italien wird das Freistehen meistens geduldet, obwohl es eigentlich verboten ist– vor allem wenn man freundlich bittet bzw. nachfragt. In Skandinavien wiederum ist sowohl das Freistehen als auch Wildcampen grundsätzlich erlaubt. Manchmal für max. 48 Stunden (Norwegen), oftmals auch völlig uneingeschränkt (Schweden). Wenn man Ferien in der DACH-Region plant, sollte man wissen: in Deutschland und Österreich herrscht ebenfalls keine einheitliche Regelung – somit verhält sich die Sachlage hier ähnlich wie in der Schweiz.
Erfahrungen bei der Stellplatzsuche
Der Reiz, in der freien Natur zu stehen, entweder direkt im Wald, auf einem Berg oder am Wasser, ist beim Campen allgemein recht gross. Daher steigt mit der grösser werdenden Camping-Community natürlich auch der Andrang auf diese Art von “Schlafplätze” stark an. Wir haben fast alle Arten von Schlafplätzen ausprobiert und grundsätzlich lässt sich sagen: dort, wo nicht jeder hinkommt oder sich nicht jeder hin traut, bekommt man fast immer einen Platz. Das sind meist auch mit Abstand die schönsten Orte und man ist praktisch für sich alleine. Jedoch sollte man bei der Wahl des Schlafplatzes auch immer die Konsequenzen einkalkulieren. Es ist nicht für jeden etwas, an einem verlassenen Strandabschnitt zu stehen oder mitten auf einem Feld in Schweden. Ausserdem muss man immer damit rechnen, dass man kontrolliert wird und sich rechtfertigen muss. Wer das Risiko bereit ist einzugehen, wird mit atemberaubenden Stellplätzen belohnt.
Der Stellplatz an sich
Hat man dann einen Platz gefunden, der einem zusagt, sollte man sich richtig “stellen”. Möchte man morgens mit Blick aufs Meer, die Berge oder das Tal aufwachen? Ist der Camper ungefähr ausnivelliert? Denn oftmals hat die Position des Campervans einen grossen Einfluss auf den Schlaf der Camper. Hier bieten sich Radkeile an, um den Van einigermassen gerade zu stellen. Auf die Radkeile und weiteres Equipment gehen wir im Artikel “Outdoor-Utensilien” im Detail ein. Ein weiterer Tipp: man sollte nie zu spät oder gar in völliger Dunkelheit einen Stellplatz aufsuchen. Erstens hat man dann nichts mehr von der tollen Aussicht, zweitens kann man sich nie sicher sein, ob es nun “okay” ist hier zu stehen oder nicht und drittens ist das Befahren von unwegsamen Gelände bei Nacht in vielen Teilen der Welt unverantwortlich der Flora & Fauna gegenüber. Gute Nacht.
Unsere beiden Camper
Angela Ruoss und Philip Michael, beide Anfang 30, wohnen in Buttikon und haben sich vor rund zwei Jahren ihren «Nobody» gekauft – einen Pössl 2Win Plus. Auf ihrem Instagram-Kanal @pamxangi teilt das Paar ihre Erlebnisse und Erfahrungen. Für uns klären sie auf diesem Blog die wichtigsten Fragen rund ums Thema Camping. Also aufgepasst: hier kommt man bestimmt sofort in Vanlife-Stimmung!